Was du beim Küchenkauf beachten solltest und wie du dein Budget nicht überstrapazierst.
Die Geschichte unseres Küchenkaufs begann damit, dass meine Wahlheimat Wiesbaden ein Dorf ist. Nach einer tagelangen Odyssee durch Möbelhäuser und Küchenstudios standen wir schließlich in einem Laden genau der Beraterin gegenüber, die uns schon die erste Küche geplant hat. Da wir mit der Küche sehr wohl, mit der vorherigen Wohnung weniger zufrieden waren, ließen wir uns erleichtert auf die Besucherstühle fallen und wussten: Wir sind in guten Händen. Der Zufall hatte dafür gesorgt, dass die Küchenverkäuferin die Firma gewechselt hatte und uns ein zweites Mal auf dem Abenteuer Küchenkauf begleiten würde.
Warum wir innerhalb von zwei Jahren zwei Küchen gekauft haben? Leider war das eine nicht ganz freiwillige Entscheidung. In der vorherigen Wohnung würden wir immer noch leben, wenn uns nicht rücksichtslose Menschen aus dem gröligen Nachbarhaus vertrieben hätten. Ich Nachhinein kann ich sagen: Der Umzug war in vielerlei Hinsicht die beste Entscheidung. Die zufällig den Nebeneffekt hatte, mich zum Küchenprofi zu machen. Denn bei zwei Umzügen in zwei Jahren liegt auf der Hand, dass das Budget für die Küche nicht besonders groß war, die Ansprüche an Design und Funktionalität aber hoch und zu allem Überfluss noch gepaart mit einem schwierigen Grundriss. Pech für meinen Geldbeutel, Glück für Euch: Wie ihr in Sachen Küchenkauf budget- und nervenfreundliche Entscheidungen trefft, verrate ich euch in den folgenden 10 Tipps für den Küchenkauf.
So etwas wie ein Disclaimer: Bitte beachte, dass diese Tipps bei mir gut funktioniert haben. Das muss nicht immer der Fall sein und ist sicher von Küchenstudio zu Küchenstudio unterschiedlich. Wir sind zum Beispiel bei einem sehr bekannten, deutschlandweit vertretenen Küchenstudio rausgeworfen worden, weil wir keine 15.000 Euro ausgeben wollten. Die besten Erfahrungen haben wir mit inhabergeführten Küchenstudios gemacht, große Ketten oder Möbelhäuser sind oft ein Irrgarten aus Zuständigkeiten, und wenn wirklich mal etwas schief geht, dann möchte man schnelle Lösungen und keine Telefon-Warteschleifen. Das ist aber nur die ganz subjektive Meinung meines Mannes und von mir.
1. Gretchenfrage: Was kannst oder willst du dir leisten?
Noch bevor sie ihr Planungsprogramm starten, stellen die Berater im Küchenstudio die Gretchenfrage: Wie hoch ist Ihr Budget? Gebt hier mehr an, als ihr euch eigentlich leisten könnt. Der Grund ist ganz einfach: Wenn du sagst, du kannst nur 2000 Euro ausgeben, bekommst du auch nur eine Küche, die für diesen Preis ausgestattet ist. Wenn du zum Beispiel 5000 Euro angibst, dann bekommst du auch eine entsprechend dem Preis angepasste Küche geplant.
2. Vergleichen, vergleichen, vergleichen
Am besten suchst du dir zwei Küchenstudios aus, die zu dir und deinen Vorstellungen passen. Nur so kannst du am Ende aus zwei Angeboten das für dich passende wählen. Aber beachte bitte, dass ein 1:1-Vergleich der Preise nie möglich sein wird, denn es gibt kaum etwas undurchsichtigeres als Küchenkaufpreise. Zumal kaum ein Küchenstudio dir eine detaillierte Angebotsliste aushändigen würde. Achte auch darauf, dass du dich für eine Marke entscheidest, nur so kann man halbwegs gut vergleichen.
3. Freie Planung
Lasse dir die Küche frei planen und höre dir die Vorschläge der Berater an. Sie haben jahrelange Erfahrung und Kniffe auf Lager, von denen du vielleicht keine Ahnung hast, insbesondere bei schwierigen Grundrissen.
4. Sind wir hier auf dem Basar oder was?
Hab keine Angst vor der Preisverhandlung. Das hat nichts mit Basar zu tun, sondern liegt daran, dass im Küchensegment sehr hohe Margen drin sind, die den Küchenstudios die Möglichkeit geben, ihren Kunden preislich entgegen zu kommen. Du kannst dir sicher sein, dass das Küchenstudio ein großes Interesse hat, dein Projekt mit dir umzusetzen. Trau dich ruhig, Verhandeln ist nichts, was dir peinlich sein sollte. Ein Hebel für deine Preisverhandlung ist der nächste Tipp.
5. Konkurrenz belebt das Geschäft
Einen Schritt weiter zu deinem Wunschpreis bringt dich das Einholen eines Angebots eines zweiten Küchenstudios. Es ist dein gutes Recht, den für dich besten Preis zu finden, insofern ist es aber auch genauso fair und transparent dem Küchenberater gegenüber, von Beginn an zu sagen, dass du die gleiche Planung in einem anderen Studio hast vornehmen lassen. Du kannst auch den Namen des Studios sagen. Die Anbieter kennen ihre direkten Konkurrenten und haben ein Gefühl für deren Preise. Darum sei immer fair und nenne den realen Angebotspreis der Konkurrenz. Wenn du dir hier etwas ausdenkst, bist du schnell entlarvt. Aber: Gib das Angebot von Küchenstudio 1 niemals in die Hände von Studio 2.
6. Wie lange dauert das Ganze?
Gut Ding will Weile haben, heißt es so schön. Eine Küchenkauf ist keine schnelle Sache. Plane vom erste Besuch in den Studios bis zum dritten Angebot etwa drei Wochen ein. Das Angebotsduell hat bei unserer Küche 10 Tage gedauert. Das Studio muss Zeit haben, das Gegenangebot zu prüfen und zu unterbieten, und du musst dir überlegen, wann du wem den Zuschlag gibst. Rechne noch eine Lieferzeit von zwei bis drei Monaten hinzu, die Lieferzeit kann saisonal schwanken.
7. Der Preis ist heiß
Nochmal zurück zum Preis für deine Küche. Überlege dir, was du maximal ausgeben kannst. Rechne dann wie eingangs erwähnt 2000 bis 3000 Euro mehr dazu. Diesen Preis kommunizierst du. Das erste Angebot des Küchenstudios wird nochmal einiges darüber liegen. Küchenstudios gewähren Rabatte meist nur in kleinen Schritten. Du hast im ersten Aufschlag also die Nonplusultra-Küche mit allen Finessen. Jetzt musst du Abstriche machen und zusammen mit deinem Berater systematisch rausnehmen, auf was du verzichten kannst. Bei uns war es zum Beispiel die Slim-Arbeitsplatte. Sieht schön aus, muss aber in der Mietwohnung nicht unbedingt sein. Oder: Braucht es wirklich Ausziehschränke? Das alles können Preistreiber sein. Es ist eine sehr individuelle Entscheidung, was verzichtbar und was unverzichtbar in einer Küche ist. Aber keine Sorge, mit dieser Vorgehensweise bleibt am Ende kein Küchengerippe übrig. Es gibt die sogenannte Blockverrechnung. Versuch am besten gar nicht erst, diese Thematik zu verstehen. Ich habe mir davon nur gemerkt: Je nach Konditionen des Studios mit den Herstellern sind andere Goodies drin, bessere Elektrogeräte oder eine hochwertigere Armatur. Es ergibt auf den ersten Blick wenig Sinn, wie die Ausstattungselemente miteinander blockverrechnet sind, wichtig ist nur, dass du auf diese Art und Weise einen guten Tausch ergattern kannst.
8. Was du selber kannst besorgen…
Nochmal richtig sparen kannst du, wenn du Elektrogeräte nicht im Küchenstudio kaufst. Oft finden sich für Geschirrspüler und Co. gute Angebote im lokalen Handel oder auch online. Es erfordert etwas Recherchelust und auch hier wieder Preisvergleich, aber es kann sich wirklich lohnen. Aufgrund der Blockverrechnung ist das nicht immer sinnvoll, bei uns war es zum Beispiel so, dass die teure Keramikspüle mit teurer Armatur günstiger war als die billigste Armatur und die billige Spüle beim Möbelschweden. Natürlich haben wir uns für die hochwertige Variante im Küchenstudio entschieden. Es lohnt sich in jedem Fall, nachzufragen. Und scheut euch nicht, das zu tun. Die Küchenberater sind oftmals richtige Füchse, die ihren Kunden helfen, richtig gute Angebote zu finden. Unsere Küchenberaterin hatte darin sogar einen ziemlich großen Ehrgeiz entwickelt und uns super unterstützt. Mein Tipp: Sag erst am Ende der Preisverhandlung, wenn das letzte Angebot auf deinem Tisch liegt, dass du die E-Geräte selbst besorgen möchtest. Für den Einbau kannst du mit dem Küchenstudion eine kleine Gebühr verhandeln.
9. Versteckte Marken
Wir haben nun wie erwähnt schon die zweite Küche des gleichen Herstellers. Weil dieser Beitrag nicht gesponsert ist und ich keine Lust habe, den Artikel mit Werbung zu übertiteln, ich dir aber gerne einen Hinweis geben möchte, verrate ich nur so viel: Die Marke fängt mit N an und es kommt darin etwas vor, dass wie Nobel klingt. Die Marke liefert unserer Meinung nach eine hervorragende Qualität im mittleren Preissegment und wird bei den meisten Küchenstudios und Möbelhäusern häufig nicht mit dem Markennamen geführt, sondern verbirgt sich hinter einer Eigenmarke mit Fantasienamen. Frage gezielt danach, wenn du dich für diese Marke interessierst.
10. Be friendly
Bei deiner Preisverhandlung solltest du natürlich nicht unverschämt werden und zum Beispiel nur die Hälfte des angebotenen Kaufpreises fordern, denn schließlich möchtest du mit dem Küchenverkäufer eine Geschäftsbeziehung eingehen, und dabei sollen sich beide Seiten wohlfühlen. Dazu gehört auch ein gewisses Gespür, wann die Preisverhandlung ausgereizt ist. Dein Küchenberater ist zwar Verkäufer, aber auch dein Partner für dein Vorhaben, der sich eine zufriedene Kundin oder Kunden wünscht.
Denn wer weiß – im Leben sieht man sich nicht immer, aber des Öfteren zweimal.
Text & Fotos – Giovanna Marasco-Albry