Hand aufs Herz: Wer ist so richtig zufrieden mit seinen Fotos? Wer weiß hinter der Kamera genau, was er tut, wenn er diesen oder jenen Knopf drückt? ISO, Blende – alles schon mal gehört. Mein Können mit der Kamera ist in den vergangenen Jahren besser geworden, keine Frage. Aber eigentlich möchte ich noch viel besser werden. Meine Volontariats-Kollegin Katharina, die auf Huckleberry Fling über Genießen, Erleben und Bewegen schreibt, verrät im Interview: Was ist das Geheimnis guter Fotos?
Hallo Katharina. Als gelernte Fotomedienlaborantin und Fotoredakteurin hast du den absoluten Blick für das richtige Motiv. Was macht ein gutes Fotos aus?
Viele Aspekte sorgen dafür, dass wir ein Foto schön oder spannend finden, aber drei von ihnen sind besonders wichtig. Da ist zum einen das richtige Licht: Interessant wird ein Bild zum Beispiel bei ungewöhnlichen Lichtverhältnissen, zum Beispiel bei Sonnenauf- oder -untergang, wenn die Schatten ganz lang sind und die Farbe des Himmels sich langsam verändert. Oder während der sogenannten Goldenen Stunde, in der das Licht goldgelb leuchtet. Zum anderen der Blickwinkel: Fast jedes Motiv kann spannend sein, wenn man sich ihm von der richtigen Seite nähert, sich zum Beispiel mal auf den Boden legt oder auf einen Hocker steigt. Der dritte wichtige Aspekt ist der Bildaufbau: Die Kunst ist hier unter anderem, die richtige Entfernung zu finden. Zu nah wirkt oft eng, zu weit oft langweilig.
Wie bereitest du dich auf ein Shooting vor? Packst du die Kamera, wenn du Lust und Laune hast, oder setzt du dich erst an den Schreibtisch und entwickelst ein Konzept?
Mal so, mal so. Oft greife ich nach Feierabend noch nach der Kamera und ziehe einfach drauf los. Dabei entstehen vor allem Naturaufnahmen, Ansichten der Stadt oder Street Fotografien, die ich bei Instagram veröffentliche. Seltener entsteht in meinem Kopf eine Idee, die ich planen muss, ehe ich sie umsetze.
Hand aufs Fotografen-Herz: Bei welchem Motiven musst du auf den Auslöser drücken?
Ganz ehrlich? Bei meiner Katze, meinem Liebling. Ja, wirklich! Aber auch auf Reisen. Fast zwei Extrakilo hin oder her … eine Reise trete ich ohne meine Kamera nicht an. Denn gerade diese Fotos sind es, die ich selbst gern vergrößere und an meine Wand hänge. Und dafür muss die Qualität stimmen.
Dein persönlicher Lieblingstrend zurzeit?
Ich bin kein Fan von Foto-Trends, weil man sich unglaublich schnell daran sattsieht. Highkey, HDR, Colorkey, das alles mag ich heute nicht mehr sehen, weil ich sie viel zu oft gesehen habe. Wenn ich dennoch einen wählen müsste: In den vergangen Jahren wird sehr viel ‚platt‘ von oben fotografiert. Das finde ich ganz spannend. Noch.
Gibt es ein Hilfsmittel, auf das du beim Fotografieren nicht mehr verzichten müsstest?
Zählt das als Hilfsmittel? Dann der manuelle Modus. Der Tag, an dem ich aufgehört habe, andere Modi zu benutzen, war der Tag, an dem ich begonnen habe, gut zu fotografieren. Das ist auch der erste Satz, den ich Menschen sage, die sich mit dem Fotografieren beschäftigen: Lern, wie ISO, Blende und Zeit miteinander arbeiten und wirken und lass ab jetzt die Finger von Modi. Dann fotografierst du.
Was inspiriert dich?
Andere Fotografen, in dem ich ihren Blogs oder ihren Seiten oder Accounts bei Facebook, Instagram, Deviantart oder in anderen Communitys folge. Bei Instagram bekomme ich zudem nicht nur einen Einblick in ihre aktuellen Arbeiten, sondern auch in ihre Arbeitsweisen, Settings, ihren Shootingalltag.
Warum sind Fotos so wichtig für einen Blog?
Weil sie in den Text ziehen. Blogs, soziale Netzwerke, Magazine, Nachrichten: Sie alle buhlen um unsere Aufmerksamkeit. Umso wichtiger ist heute ein Eyecatcher, der dafür sorgt, dass der Leser auf einen einzelnen Text aufmerksam wird. Bei vielen Magazinen sind diese Eyecatcher aufmerksamkeitsheischende Überschriften, ich halte aber gute Fotos für besser, da sie dann auch halten, was sie versprechen und gleichzeitig dem Artikel einen Mehrwert bieten.
Brauche ich als Blogger einen eigenen Foto-Stil?
Einen eigenen Stil zu entwickeln, dauert Jahre – wenn man es überhaupt schafft. Viel besser finde ich, sich inspirieren zu lassen. Und das heißt: gern auch mal abgucken. Denn davon lernt man, weil man sich Herausforderungen stellt und mal aus seiner Foto-Komfortzone kommt. Und mit der Zeit entwickelt man dann auch ein Gefühl dafür, was fotografisch zu einem passt und was nicht.
Mal aus dem Nähkästchen geplaudert: Was ist der beste Foto-Tipp, den du jemals bekommen hast?
Von 11 Uhr bis kurz nach 3 nimmt der Fotograf sich frei.
Danke für den spannenden Einblick in deine Arbeit, Katharina!
Fotos: Katharina Dielenhein