Als ich noch bei der Zeitung in Mainz gearbeitet habe, durfte ich die wunderbare Alegra kennenlernen: Die 28-Jährige ist Deutschlands bekannteste Plus-Size-Bloggerin. Internet-Ikone in Übergröße habe ich damals das Porträt übertitelt. Schon 2011 war die Lehramtsstudentin aus Mainz in der Blogosphäre bekannt für ihr gutes Gespür in Sachen Mode. Wie Frau ihre Kurven gekonnt in Szene setzt – auch jenseits von Konfektionsgrößen 38-42, zeigt Alegra auf ihrem Blog Dollface is candysweet. Ein Interview über den Kleidungsstil der Menschen in Rhein-Main, die schönsten Blog-Erfahrungen und: Wie wird man eigentlich Mode-Expertin für Mollige?
Hallo Alegra. Beschreib doch mal deinen Look of the day.
Im Moment sitze ich während jeder freien Minute in der Bibliothek und mache fleißig meinen Abschluss. Deshalb trage ich im Moment nur bequeme Sachen wie Oversize-Pullis mit Strumpfhose oder Jeans mit T-Shirt. Ich freue mich schon darauf, mal wieder richtig schicke Sachen anzuziehen!
Wie würdest du den Kleidungsstil der Menschen in Mainz und Wiesbaden beschreiben?
Das ist schwierig zu sagen, insgesamt empfinde ich den Stil der Leute links und rechts vom Rhein in Rheinhessen eher konservativ und unauffällig – schade eigentlich. Der Klamottenstil der Wiesbadener ist bestimmt mitverantwortlich dafür, dass es mancherorts schon fast „Spießbaden“ ist. In Mainz ist es in der Hinsicht etwas gelassener, was bestimmt an den vielen Studenten liegt. Menschen, die sich besonders kleiden, springen mir nicht oft ins Auge. Das ist keine Kritik, sondern eher ein Unterschied, der mir auffällt, wenn ich zum Beispiel in England bin, wo man sich in Sachen Kleidung viel mehr traut, ganz egal, welche Figur man hat.
Wie wird man eigentlich Modeexpertin für Mollige?
Ich bin absolut keine Expertin für Mollige, aber ich bin, finde ich, Expertin für meinen eigenen Stil und Körpertyp. Zum Bloggen darüber bin ich eigentlich aus Langeweile und Narzissmus gekommen – ich hatte immer schon ein großes Selbstbewusstsein und ging mit dem Blog den nächsten Schritt. Und habe dann festgestellt, dass andere Frauen, die ähnliche „Defizite“ haben, Gefallen daran finden, sich durch mich inspirieren lassen und im besten Fall neuen Mut fassen, sich so zu kleiden, wie es ihnen selbst gefällt. Ich erteile auf meinem Blog eigentlich keine Ratschläge, sondern präsentiere nur meine individuelle Art, die anderen eine Anregung sein kann.
Wie oft Bloggst du?
Ich würde gerne mehr Zeit investieren, jedoch schaffe ich es meistens leider nicht, mehr als ein Mal die Woche etwas auf Dollface.de zu veröffentlichen. Also im Durchschnitt viermal im Monat gibt es etwas Neues zu sehen, ab und an auch mal mehr, im Moment leider weniger.
Du gehörst inzwischen zu Deutschlands bekanntesten Bloggerinnen, modelst unter anderem für die Brigitte. Was sind deine schönsten Erfahrungen, die du machen durftest?
Das Foto-Shooting für die Brigitte war eine ziemlich tolle Erfahrung, da ich noch nie Model sein durfte. Der Tag war perfekt organisiert und ich habe nette Menschen kennengelernt. Auch von anderen Zeitungen und Magazinen habe ich interessante Menschen kennenlernen dürfen, regional von der Rhein-Zeitung etwa oder von der Maxi – damit hat alles begonnen. Außerdem durfte ich in einigen Beiträgen für das ZDF mitwirken und arbeitete dort mit einer prima Redakteurin, die mit dem sympathischen Kamerateam immer schöne, interessante Clips bastelt. Mit diesen Menschen zusammen zu arbeiten, ist eine wertvolle und angenehme Erfahrung.
Du reist durch Deutschland, hast deine Wurzeln aber dennoch in Mainz. Was hält dich hier?
Das Beste an Mainz ist, das es zwar eine Stadt, aber trotzdem klein und überschaubar ist. Man trifft hier an irgendeiner Stelle oft jemanden, den man kennt, aber nicht so häufig wie auf dem Land. Diese Mischung macht Mainz so sympathisch, genauso wie seine schönen Parks und Plätze. Hier wird es nie langweilig, trotzdem kann man bei Bedarf seine Ruhe haben – natürlich nicht zur Fastnachtszeit – da reise ich, wenn mir der Sinn nicht danach steht, auch mal aus.
Hast du Shopping-Tipps für Wiesbaden und Mainz?
Leider gehe ich in Wiesbaden und Mainz meistens nur die Läden, die eh jeder kennt. Es gibt allerdings viele schöne, kleine Boutiquen in der Altstadt, wo ich gerne ein bisschen Window-Shopping mache. Zweimal im Jahr gibt es die Stijl-Messe auf dem alten Postgelände hinter dem Hauptbahnhof in Mainz – dort kann man tolle handgemachte Sachen finden oder reduzierte Streetwear ergattern, da schaue ich gern vorbei.
Wo trifft man dich im Frühling?
Im Frühling ist der Stadtpark in Mainz wunderschön, weil dann alles blüht und sich mehr Menschen dort aufhalten – er bekommt neues Leben eingehaucht. Ich spaziere dort gern oder durchquere ihn schnell auf meinem Weg woanders hin. Am Schillerplatz oder am Rhein kann man aber auch noch prima die ersten Sonnenstrahlen tanken und ein Eis essen oder etwas trinken gehen.
Was willst du mal werden, wenn du groß bist?
In erster Linie glücklich! Ansonsten, wenn alles planmäßig läuft, möchte ich nach wie vor Lehrerin, und irgendwann in naher Zukunft Mama sein.
Fotos: Alegra/ www.dollface.de
Alina meint
Tolles Interview! 🙂
Gio_rnalista meint
Danke, liebe Alina!